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Mein erster Marathon in Berlin – Erfahrungsbericht für Anfänger

Die Fakten


Mein Ziel: Marathon über die volle Distanz laufen (42,195Km) unter vier Stunden

Mein Ergebnis: 3h 53Min

Vorbereitungszeit: 6 Monate

Wann und Wo: Berlin, 29.09.2019


Prolog

Hätte man mich vor ca. fünf Jahren danach gefragt, ob ich irgendwann mal einen Marathon laufe, dann hätte ich vermutlich gesagt: „Kann sein, muss aber nicht.“ So ein klassisches Ding, dass man irgendwo im Hinterkopf hat, aber letztlich doch nie macht. Was ziemlich schade wäre!


Umso besser, dass eine selbstlose Gäste-Gruppierung meiner letzten Geburtstagsparty mich quasi zur Teilnahme am Marathon zwang und mir ein Ticket für den Berlin-Marathon 2019 schenkte! Da man Geschenke schließlich nicht ablehnt, hieß es schnell für mich: Ran an den Speck!


Nachdem ich in Hamburg bereits den ein oder anderen Halbmarathon hinter mich gebracht hatte, rückte also der große Brocken, der richtige Marathon, auf die Agenda. Im Nachhinein bin ich dafür sogar sehr dankbar! Denn was gibt es für ein besseres Gefühl, als einen Punkt von der Lebens-To-Do-Liste abzuhaken?!?


Ausgangslage


Bis Mitte 20 war ich als Fußballer aktiv und halte mich seitdem auf Freizeitbasis fit. Soll heißen, dass ich ca. 2-3 Mal die Woche auf verschiedenste Weisen Sport treibe. Manchmal Basketball, manchmal Fußball und an anderen Tagen gehe ich eben laufen. Dahinter steckt wenig System, aber viel Spaß. Das sorgt für eine gewisse Grundfitness, ist aber von Marathonfitness mindestens einen Marathon entfernt.


Vorbereitung


Klingt langweilig, ist aber so: Vorbereitung ist der mit Abstand schwierigste Teil des gesamten Unterfangens Marathonteilnahme. Warum? Mal am Tag eine Stunde für Sport zu entbehren… kein Problem! Aber damit ist es bei der Marathonvorbereitung bei Weitem nicht getan. Es geht eher darum, Zeitfenster von 3-4 Stunden regelmäßig für Sport einzurichten. Und bei Vollzeitberuf, Familie und sonstigen Hobbies ist das sehr wohl ein Problem. Insbesondere in der Woche sind die umfangreichen Vorbereitungsläufe kaum umsetzbar. Unter der Woche habe ich daher lediglich „normal“ Sport gemacht (Fußball, Basketball, 10-15 Km laufen) und vor allem an den Wochenenden große Fenster für die sogenannten Longruns (20-30Km) eingeplant. Diese dauern dann je nach Tempo auch schon 2-3h. Diese längeren Läufe sind einmal die Woche allerdings zwingend notwendig, damit die Muskulatur sich an die Belastung gewöhnt. Alles in allem habe ich 12-15 solcher Läufe gemacht.


Man kann aus der Vorbereitung sicher auch noch eine größere Wissenschaft machen, wem es aber mit pragmatischen Mitteln darum geht, den Marathon einfach nur zu schaffen, ist meines Erachtens auch mit einer einfachen – aber konsequenten (!) – Vorbereitung gut bedient.


Das Event Marathon


Eins steht für mich fest: Berlin ist die deutsche Marathon-Hauptstadt!

Trotz Hamburg-Wetter (= Regen + Wind) ließen die Hauptstädter keinen Zweifel aufkommen, dass sie dieses Laufevent mit Pauken und Trompeten feiern!


Der Berlin Marathon in a Nutshell

  • Mann läuft an mir vorbei und balanciert dabei eine Ananas auf seinem Kopf

  • Ist das das Berghain? Nein, es ist eine kleine Wohnung, auf deren 2-Mann-Balkon ca. sieben Leute zu Hardcore Techno tanzen und die Läufer anschreien (inklusive ca. 80-jährigem schwofenden Opa)

  • Auf Kilometer 34 überhole ich einen Typen, der offenbar den gesamten Lauf mit zwei (!) Basketbällen absolviert und bei jedem Schritt mit einer Hand den jeweiligen Ball aufsetzt. Unfassbar.

Soll heißen: Der Mulitkulti-Halli-Galli-Berlin-Lifestyle ist einfach wie gemacht für so ein Event.

Es verging kein einziger Kilometer, an dem mich keine Jazz-Formation, Big Band oder Indie Rock Band mit feinsten Klängen verzückte und, viel wichtiger, richtig motivierte! Im Prinzip fühlte ich mich zu 90% des Laufs wie ein Tour de France Fahrer auf den schmalen Schikanen in den Bergen von Alpe d’Huez. Jede körperliche Leistungsgrenze wurde von Berlin weggelächelt. Tanzende Koreaner, jubelnde Mexikaner und freudige Finisher aus allen Ecken der Welt… dieser Lauf war ein Fest der Kulturen!


Da spielte es überhaupt keine Rolle, ob der Rahmen mit 13° und Dauerregen dafür ideal war oder nicht! Das facettenreiche Stadtbild Berlins tat sein Übriges für ein Erlebnis, das keiner der Teilnehmer wohl so schnell vergisst und ich kann es nur wärmstens empfehlen, am Berlin Marathon teilzunehmen. Einzig übertrumpft wurde die Berliner Lebensbejahung von meiner Selbstzufriedenheit im Anschluss. Marathon laufen unter vier Stunden… C-H-E-C-K!

Insgesamt nahmen 62.444 Leute aus 150 Nationen teil, von denen 44.065 sich stolz ihre Finisher-T-Shirts überwerfen dürfen.


Der Lauf + Taktik


Auch wenn auf die eigene Schulter klopfen selten Spaß macht. Aber meine Rennstrategie ging in Berlin voll und ganz auf. Tatsächlich war es sogar so, dass diese Qual, von der der Volksmund beim Marathon immer so berichtet gar nicht so groß war, wie ich das eigentlich erwartet hatte. Das erste Mal habe ich meine Waden so richtig bei Kilometer 36 gespürt. Und eins steht fest: bei Kilometer 36, so kurz vor dem Ziel, gebe ich garantiert nicht mehr auf!

Vom Start weg hatte ich mich am markierten 4h-Läufer festgebissen, welcher grundsätzlich eher einen Schritt zu langsam als zu schnell für mich war. Das war eine gute Entscheidung. Denn so konnte ich a) sicherstellen, dass ich ein konstantes Tempo laufe und b) hatte ich ja jederzeit die Option, mein Tempo zu steigern. Was ich ab Kilometer 27 auch tat und den 4h-Läufer hinter mir ließ.


Ab KM 37 hatte ich kurz die Befürchtung, diesem erhöhten Tempo Tribut zollen zu müssen, allerdings stellte ich schnell fest, dass es der gleiche Kampf geworden wäre, wenn ich beim 4h-Läufer geblieben wäre. Letzten Endes erlief ich mir einen Vorsprung von sieben Minuten und erreichte das Ziel nach drei Stunden und 53 Minuten. Mit dieser Zeit kann ich gut leben. Einzig schlechte Entscheidung: Da es morgens recht kühl und regnerisch war, beschloss ich mit meinem eigentlichen Wechselpullover den Marathon zu laufen. Das funktionierte auch recht gut, allerdings bei strömendem Regen und Wind keine Wechselsachen im Ziel zu haben: Mega Fail! Ein Glück hatte Hauptsponsor BMW noch zahlreiche Capes im Zielbereich verteilte, die einigermaßen sicherstellten, dass man nicht komplett auskühlte.


Fazit vom Berlin Marathon: Danke an meine Freunde, die mich zur Teilnahme gezwungen haben ;-)

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