Ist Deutschland ein kinderfreundliches Land?
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Aufgrund unserer kürzlich absolvierten Elternzeitreise nach Italien und Dänemark ist dieses Thema aktuell sehr präsent bei mir. Ich kann mich ehrlich gesagt gar nicht so richtig entscheiden, wie ich dazu stehe. Ist Deutschland ein kinderfreundliches Land, oder nicht?
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Perspektive 1️⃣
Ich denke alles, was in Deutschland in die Schublade „finanzielle Unterstützung für Familien“ fällt, ist eigentlich auf einem sehr ordentlichen Niveau. Die Elternzeit- sowie Kindergeldregelungen empfinde ich als anständig und im internationalen Vergleich sind sie meines Wissens ziemlich weit vorn.
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Man muss sich an dieser Stelle mal vor Augen führen: In Spanien gehen Eltern meistens nur drei Monate nach der Geburt aus finanziellen Gründen schon wieder ganz regulär zur Arbeit. Und was macht das Baby? Das wandert dann häufig in die Obhut von Oma und Opa. Das heißt auch: Die Großeltern verbringen unterm Strich wahrscheinlich mehr Zeit mit dem Kind als die Eltern. Unfassbar. Genauso unfassbar finde ich die damit zusammenhängenden Erziehungsdiskussionen, die in Spanien wahrscheinlich zur Tagesordnung gehören.

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Noch ein anderes Beispiel: In der Schweiz hat der Vater zur Geburt seines Kindes sage und schreibe 1 Tag bezahlt frei. EINEN VERDAMMTEN TAG.
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Klar, mehr Geld für Familien geht natürlich immer, aber ich denke zumindest 8/10 Familien sollten mit den hierzulande geltenden finanziellen Zuständen zurecht kommen. Schwierig empfinde ich in Deutschland lediglich die horrenden KITA-Gebühren in einigen Bundesländern. Davon sind wir als Hamburger glücklicherweise kaum betroffen.
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Perspektive 2️⃣
Wo ich Deutschland allerdings eine viel schlechtere Note geben muss, ist bei der allgemeinen Herzlichkeit und Toleranz gegenüber Babys und Kindern im Alltag. Ich habe da keine Beweise für, aber ich kann mir nur ganz schwer vorstellen, dass es in vielen anderen Ländern so eine ausgeprägte Debatte darüber gibt, ob stillen (= das natürlichste der Welt) in der Öffentlichkeit ok wäre. Auch ist es so, dass hier jedes Trotzkind, das sich im Supermarkt achtkantig auf dem Boden wälzt, nur zu gerne von irgendwelchen Knatterköpfen zum Anlass genommen wird, um zwischen Milchregal und Fleischtheke noch schnell ein „bei uns hätts das nicht gegeben“ zu platzieren.
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In meiner (zugegeben sehr subjektiven) Wahrnehmung ist so, dass das eigentlich so normale Lächeln, wenn man ein Kind im Alltag sieht hier einer gewissen Verzagtheit und Lebensunzufriedenheit gewichen ist. Es kann aber auch einfach sein, dass ich immer noch ein wenig verblendet bin von den unglaublich kinderfreundlichen Italienern. 🇮🇹 💚
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Ohne Frage, das hier ist ein furchtbar subjektiver Text von mir. Aber so nehme ich es wahr. Wie empfindet ihr Deutschland im Hinblick auf Kinder?